Medikamente richtig einnehmen

Medikamente richtig einnehmen

Medikamente wirken nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden. Genaue Informationen dazu finden sich im Beipackzettel, der aber oft nicht gelesen oder verstanden wird. Fragen Sie daher Ihren Arzt oder Apotheker, was Sie beachten müssen – besonders wenn Sie mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Die wichtigsten Grundregeln finden Sie hier im Überblick.
Ihr Arzt verschreibt Ihnen ein Medikament immer mit der Zusatzinformation, wie oft und wann Sie dieses einnehmen müssen. In der Regel weiß er auch, welche anderen Arzneimittel Sie noch verwenden. Wenn das nicht der Fall ist, machen Sie Ihren Arzt unbedingt darauf aufmerksam, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Auch in der Apotheke werden Sie kompetent über die richtige Einnahmeform und mögliche Folgen aufgeklärt. Das ist deshalb so wichtig, weil Medikamente nur bei richtiger Einnahme wirken können. Mag. pharm. Veronika Schwarz von der Wiener Friedrichs Apotheke bringt es auf den Punkt: „Bei falscher Einnahme kann die Wirkung von Medikamenten empfindlich beeinträchtigt sein.“
Die Wirkstoffe in Arzneien können sehr empfindlich sein, z.B. gegen Luft, Licht, Wärme oder Magensäure. Damit der Stoff seine Aufgabe erfüllen kann, muss er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Erst dann ist gewährleistet, dass sich ein entsprechender Wirkstoffspiegel aufbaut, der z. B. Bakterien abtötet.
Einnahme mit Wasser
Es gibt unterschiedliche Verabreichungsformen wie Tabletten, Dragees, Kapseln, Tropfen, Säfte, Salben, inhalierbare Arzneimittel, Zäpfchen etc., die dementsprechend unterschiedlich verwendet werden müssen. Bei oraler Einnahme gibt die Apothekerin folgenden Tipp: „Tabletten sollen immer mit ausreichend Flüssigkeit getrunken werden. Ein Schluck Wasser ist aber nicht genug.“ Es bestehe nämlich die Gefahr, dass die Tablette am Weg in den Magen hängen bleibe und Verletzungen an den Schleimhäuten verursache. Daher empfiehlt sie, mindestens ein ganzes, nicht zu kaltes Glas Wasser zu trinken. „Eiskaltes Wasser verzögert die Magenentleerung und kann die Wirkung eines Stoffes verzögern.“
Das Trinken einer ausreichend großen Menge von Wasser gibt dem Magen ein Signal der Füllung. Das Medikament wird schnell in den Darm weiterbefördert, wo es aufgenommen wird. Zudem hat Wasser keine „Nebenwirkungen“ mit Arzneimitteln, so wie andere Lebensmittel, bei denen man besser vorsichtig ist.
Vorsicht geboten
Ein Problem sieht Schwarz im übermäßigen Genuss von Kaffee, den viele nicht mehr als Genussmittel, sondern als Nahrungsmittel betrachten würden. Dabei könne Kaffee in vielen Fällen die Wirkung von Arzneimitteln verstärken. Das treffe genauso bei Alkohol zu, der nie gemeinsam zu Medikamenten getrunken werden solle. Vorsichtig müsse man auch bei Grapefruit-Saft sein, da es zu einer Verstärkung bzw. Verminderung der Wirksamkeit von einigen Medikamenten kommen könne, so die Pharmazeutin. Der Inhaltsstoff Naringenin ist für diesen Effekt verantwortlich. Bei der Antibiotika-Einnahme rät sie davon ab, Milch bei der Einnahme zu verwenden: „In der Milch ist Kalzium enthalten, das mit zahlreichen Antibiotika schwer lösliche Komplexe bildet. Diese Komplexe können in der Folge nicht mehr aufgenommen werden.“

Einnahmeregeln
Wichtig für die Wirkung eines Medikaments sind Zeitpunkt und Regelmäßigkeit der Einnahme. Bei oral verabreichten Medikamenten gelangt der Wirkstoff über den Magen in den Dünndarm, wo er aufgenommen wird. Bleibt das Medikament zu lange im Magen und ist nicht magensäureresistent, erreicht es nur inaktiviert den Dünndarm. Das würde viele Arzneimittel betreffen, betont die Pharmazeutin Veronika Schwarz. Vom Zerbröseln von Tabletten rät sie gänzlich ab, weil sich der Wirkstoff verändern könne. Bei Filmtabletten würde sogar der gegen Magensäure schützende Film zerstört werden. Im Idealfall hat die Tablette eine Bruchrille, dann ist der Wirkstoff noch einmal getrennt verkapselt.
Einnahme zur richtigen Zeit
Die regelmäßige Einnahme von Tabletten ist wichtig, um den Therapieerfolg zu gewährleisten. „Es gibt Arzneimittel, die unbedingt zum Essen eingenommen werden müssen, weil sie das Fett aus der Nahrung brauchen, um aufgenommen zu werden. Andere müssen unbedingt auf nüchternen Magen eingenommen werden“, erklärt die Pharmazeutin.
Die Einnahmezeiten sollten nicht zu stark schwanken, um den Wirkstoffspiegel im Körper ausreichend hoch zu halten:
Einmal am Tag: Die Medikamente werden immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen. Plus minus zwei Stunden sind noch in Ordnung.
Zweimal am Tag: Die Einnahme erfolgt zu zwei Zeitpunkten, die 12 Stunden auseinander liegen. Die Zeiten sollten morgens und abends auf ca. eine Stunde genau eingehalten werden, sonst riskieren Sie, dass der Wirkstoffspiegel unter den Wirkungsgrad des Medikaments sinkt.
Drei- bzw. viermal am Tag: Das Medikament wird zu drei Dosen alle acht Stunden eingenommen. Wichtig ist, den Zeitunterschied über Nacht zu berücksichtigen, da die Einnahme nur maximal eine halbe Stunde abweichen soll. Bei einer Einnahme, die viermal täglich erfolgt, ist das Intervall alle sechs Stunden.
Vor dem Essen: Der Wirkstoff soll auf leeren Magen mit viel Wasser eingenommen werden. Das ermöglicht, dass er so schnell wie möglich in den Darm gelangt und seine Wirkung entfalten kann. Das bedeutet 30 Minuten bis eine Stunde vor der Mahlzeit.
Während des Essens: Die Einnahme sollte wirklich zu der Mahlzeit erfolgen bzw. längstens zehn bis 15 Minuten danach. Medikamente, die magenschädlich sind, müssen während des Essens eingenommen werden. Das hat zur Folge, dass die Wirkung erst verzögert eintritt, weil der Wirkstoff im Essensgemisch langsamer über den Darm aufgenommen werden kann.
Nach dem Essen: Das Essen muss den Magen bereits verlassen haben, dann können die Medikamente mit viel Wasser eingenommen werden. Das heißt: zwei Stunden nach dem Essen.

Weitere Hinweise
Bei Kindern oder sehr kranken und alten Menschen kann die Einnahme von Medikamenten zum Problem werden. Für Kinder gibt es Arzneimittel deshalb auch als Saft. Bei älteren Menschen mit Schluckproblemen gilt es, mit dem Arzt oder Apotheker individuelle Lösungen bei der Einnahme von Medikamenten zu finden.
Verhütung
Die Einhaltung der Einnahmezeit ist besonders im Fall der Antibaby-Pille von Bedeutung. Die niedrig dosierten Minipillen sollten immer zur gleichen Stunde eingenommen werden. Wird einmal darauf vergessen, dann empfiehlt die Pharmazeutin Veronika Schwarz, lieber auf Nummer sicher zu gehen und zusätzlich zu verhüten. Wer die regelmäßige Einnahme nicht schaffe, solle lieber auf andere Verhütungsmöglichkeiten umsteigen. Es gibt mittlerweile einige Alternativen (z.B. Hormonpflaster, Vaginalring etc.), die man am besten mit dem Gynäkologen bespricht.
Wirkung von Antibiotika

„Bakterien sind Überlebenskünstler“, erklärt die Pharmazeutin. Umso wichtiger sei es, das richtige Antibiotika für die Behandlung auszuwählen. Sie rät davon ab, von der letzten Behandlung übrige gebliebene Antibiotika noch einmal zu verwenden. Antibiotikum sei nicht gleich Antibiotikum. Es gebe unterschiedliche Wirkstoffklassen, die bei unterschiedlichen bakteriellen Infektionen zum Einsatz kommen. Der Laie könne gar nicht einschätzen, um welche Erkrankung es sich genau handle. Wenn keine Erkrankung mit Bakterien, sondern mit Viren vorliegen würden, seien Antibiotika gar nicht von Nutzen, gibt Schwarz zu bedenken. In solchen Fällen ist ein Arztbesuch unbedingt notwendig.

Therapietreue ist wichtig

Besonders bei Antibiotika gilt, die vom Arzt verordnete Tablettendosis einzuhalten und ja nicht bei Abklingen der Symptome die Tabletten abzusetzen. Es bestehe die Gefahr, dass nicht alle Bakterien abgetötet und diese Resistenzen entwickeln würden, warnt die Pharmazeutin. Besonders Patienten mit Langzeittherapie, wie z.B. Bluthochdruck, müssten besonders sensibilisiert werden, dass sie ihre Medikamente regelmäßig einnehmen. Ein schwankender Blutdruck – im Zusammenspiel mit anderen Faktoren – erhöhe nämlich das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt ganz beträchtlich.

Wechselwirkungen
Viele Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen sind bekannt. Dementsprechend wichtig ist, dass der Arzt über die Einnahme aller Medikamente informiert ist. Der Patient müsse Eigenverantwortung zeigen, betont Mag. pharm. Veronika Schwarz. Gefährlich seien auch versehentliche Überdosierungen – besonders bei Diabetikern. Wenn diese schmerzstillende Mittel einnehmen, kann das die blutzuckersenkende Wirkung der Diabetes-Therapie verstärken. Eine lebensbedrohliche Unterzuckerung kann die Folge sein.
Wirkstoffe blockieren sich
„Wirkstoffe blockieren die Aufnahme von Mikronährstoffen“, gibt Schwarz besonders bei Langzeittherapien zu bedenken. Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Spurenelemente – alles lebensnotwendige Stoffe. Durch die Anwendung mancher Medikamente würden diese in großen Mengen verbraucht werden. So ist die Pille ein „Vitamin B-Räuber“. Problematisch ist auch die gleichzeitig Einnahme von Kalzium und Eisen oder hochdosiertem Magnesium. Da gleiche Transportsysteme und Aufnahmewege verwendet würden, komme es zu einer Blockierung und nur eine verhältnismäßig geringere Menge könne aufgenommen werde, gibt die Pharmazeutin zu bedenken.
Medikamente mit Ablaufdatum

Das Ablaufdatum steht auf der Verpackung. Die richtige Lagerung – meist kühl und dunkel – ist Grundvoraussetzung für eine lange Haltbarkeit. Besonders empfindlich sind Hustensäfte oder Augentropfen, die meist nur einen Monat ab Öffnung haltbar sind. Bei Augentropfen, die steril sein müssen, gibt die Apothekerin zu bedenken, dass beim Eintropfen oft der Wimpernrand mit dem Tropfkonus berührt werde. Dort fänden sich aber Bakterien, die sich im Fläschen „fröhlich“ vermehren würden, wenn es über Monate hinweg zum Einsatz käme. Die enthaltenen Konservierungsmittel würden eine bakterielle Stabilität von zumindest einem Monat garantieren.

Für Salben gilt: Je fetter, desto länger hält die Salbe. Je höher der Wasseranteil, umso leichter ist ein Bakterienbefall möglich. Besonders bei Salben, die in der Apotheke hergestellt werden, empfiehlt Schwarz eine alsbaldige Verwendung.

(Quelle:www.wecarelife.at)

 

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